Nutzgeflügel-Zuchtverein  Klecken und Umgebung von 1921 
 

Offene Züchterschulung beim NGZV Klecken

Am 9. Juni 2024 fand die Züchterschulung des NGZV Klecken statt. Die Veranstaltung wurde in der historischen Wassermühle Karoxbostel durchgeführt. Der Verein Wassermühle Karoxbostel e.V. mit seinen mittlerweile 1200 Mitgliedern hat 2012 die zum Teil eingestürzte Wassermühle und die verfallenen Nebengebäude nach dem Tod des letzten Hofbesitzers erworben und mit finanzieller Hilfe und viel Eigeninitiative zu dem gemacht, was die Gesamtanlage heute darstellt.

Erster Referent zum Thema „Mein Hahn stört den Nachbarn“. Urteile sowie strategisches Vorgehen zur Prozessvermeidung bei Nachbarschaftsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der Geflügelhaltung war Zuchtfreund Horst Schevel aus Gifhorn, in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt und Vorsitzender der 1. Kammer des Bundes Ehrengerichts. Wer nun ein Aneinanderreihen von Paragraphen oder eine allgemeingültige Musterlösung erwartete, wurde allerdings enttäuscht. Horst Schevel plauderte in lockerer Runde über Fälle seiner beruflichen Praxis und verdeutlichte, dass doch jeder Fall anders liege und die Gerichte sehr unterschiedliche Urteile treffen. Allerdings machte er auch deutlich, dass die Regel 1 Hahn plus 20 Hennen eine allgemeine Richtschnur sei. So ist die Haltung von 1 Hahn und 20 Hennen auch in reinen Wohngebieten, die ausschließlich dem Wohnzweck dienen, keinesfalls von vornherein ausgeschlossen und auch üblich.

Karl Stratmann aus Herzebrock Clarholz, widmete sich dem Thema „Entstehung und Aufgaben des WGH (Wissenschaftlicher Geflügelhof), der Stiftung für Geflügel - Wissenschaft und des Vereins JuWiRa“. Mit dem VZV Ehrenvorsitzenden hatten wir einen Referenten gefunden, der das Projekt Wissenschaftlicher Geflügelhof vor mehr als 20 Jahren mit aus der Taufe gehoben hat und zudem auch Vorsitzender des Vereins JuWiRa ist. Ist der Wissenschaftliche Geflügelhof in der Züchterschaft zumindest rudimentär bekannt, so konnte sich kaum ein Tagungsteilnehmer unter dem Verein JuWiRa (Verein zur Förderung junger Wissenschaftler/innen in der Rassegeflügel-Forschung e.V.) etwas vorstellen. Karl Stratmann gelang es vortrefflich, den Bogen von den Anfängen der Institutionen bis in die Gegenwart zu schlagen. War der erste Meilenstein die Untersuchungen zu den Landenten mit Haube und dem daraus entwickelten Umdrehtest, der schließlich zur Aufhebung des Zuchtverbots führte, so folgten bis heute viele weitere Projekte. Eine Reihe von Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten konnten bislang über verschiedene Themen der Rassegeflügelzucht von jungen Wissenschaftlern abgeschlossen werden, mit einem unheimlichen Wert für uns Rassegeflügelzüchter. 

Ein ebenso aktuelles Thema, wie seine Vorgänger bearbeitete Matthias Koch aus Lemförde zum Abschluss der Veranstaltung. Der 1. Vorsitzende des Sondervereins Deutscher Gänsezüchter beschäftigte sich mit der Aussage ‚die Erhaltungszucht von Wassergeflügel. -Heute wichtiger, denn je-. Voraussetzungen für die Erhaltungszucht in Kleinstbeständen. Im Vergleich zu anderen Geflügelarten, haben die Wassergeflügelzüchter sowieso schon mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen, wenn es um Aufzucht und die Haltungsbedingungen geht. Auch der Transport zu den Ausstellungen ist ohne Anhänger oder Transporter aufgrund der großen Transportbehältnisse nicht zu bewerkstelligen. Matthias Koch erläuterte, was der Wegfall der Großschauen für die Wassergeflügelzüchter bedeutet. Selbst wenn diese stattfinden, und eine virologische Untersuchung vorgeschrieben wird, so dürfte nur der geringste Teil der Aussteller diesen Mehraufwand und die Mehrkosten tragen und ihre Tiere bei den Ausstellungen zeigen. Dabei ist gerade für den Zuchtstand der einzelnen Rassen die Großschau und somit der Vergleich mit anderen Zuchten absolut wichtig. Wer also die Möglichkeit hat, Wassergeflügel zu halten -und sei es nur in kleiner Stückzahl-, ist aufgefordert dieses zu tun. Und so konnte Matthias Koch die zum Beginn seines Vortrags noch mit einem Fragezeichen versehene These -heute wichtiger denn je-, mit einem klaren Ja beantworten.

Der NGZV Klecken bedankt sich ausdrücklich bei den drei Referenten für die informativen Vorträge und die Bereitschaft ohne Honorar tätig zu sein. Im Gegenzug übergab der Klecker Verein eine Spende, die für den WGH bestimmt war. Dank gilt aber auch unserem Gastgeber, dem Verein Wassermühle Karoxbostel, für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten, der Führungen und der Kaffeespende sowie der Firma Sylter Salatsauce aus Neu Wulmstorf, die uns bei der Verpflegung mit einer großzügigen Sachspende unterstütze.

Ein ausführlicherer Bericht ist auch auf der Homepage des LV Hannover unter „Aktuellste Beiträge“ nachzulesen. https://www.lvh-rassegefluegel.de/

Text: Volker Niemeyer
Fotos: Karl Heinz Weselmann

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