Zu ungewohnter Zeit und an ungewohntem Ort fand unsere Juliversammlung statt. Seit einigen Jahren ist es gute Sitte, dass wir im Sommer eine Versammlung mit einem Züchterbesuch verbinden. In diesem Jahr hat uns Hans-Heinrich Beecken zu sich nach Ramelsloh eingeladen. Hans-Heinrich ist nicht nur Rassetaubenzüchter von Libanontauben, mindestens ebenso stark schlägt sein Herz für den Flugtaubensport. Eine weitere Passion von Hans-Heinrich ist das naturnahe Gärtnern auf seinem großen Grundstück.
18 Zuchtfreunde machten sich dann am Samstag, den 6. Juli 2024 auf nach Ramelsloh, um Hans-Heinrich einen Besuch abzustatten. Dort angekommen erklärte er uns erst einmal, welche Vögel auf seinem Grundstück brüten. Besonders fielen die vielen selbst gefertigten Schwalbennestern auf, die fast alle besetzt waren. Nehmen die Mehlschwalben die künstlich gefertigten Bruthilfen prima an, so eignen sich diese für die Mauersegler nicht, da das Nest zu klein ist. Für die Mauersegler hat Hans-Heinrich größere Brutkästen aus Holz gefertigt, von 3 Brutkästen sind 2 Kästen besetzt. Die hohe Anzahl von Schwalben ist schon erstaunlich, da umliegende Bauernhöfe schon längere Zeit keine Tiere mehr halten. Einen Teil der Gartenfläche ist mit Wildkräutern für Vögel, Bienen und anderen Insekten eingesät. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Etliche Vögel- und viele unterschiedliche Insektenarten sind ständiger Gast auf dem Grundstück und leisten auch beim Gemüse- und Obstanbau hervorragende Dienste mit dem Vertilgen von Schädlingen, ohne diese ganz auszurotten. Totholzstämme und einige Steinhaufen tun ein Übriges, damit die Natur in diesem begrenzten Gartenraum absolut im Gleichgewicht ist.
Neben den schon erwähnten Rassetauben beschäftigt Hans-Heinrich sich von Kindesbeinen an mit Flugtauben. Neben Adana Wammentauben, werden derzeit Orientalische Roller und Kelebek geflogen. Die äußerst muskulösen Sturzflugtauben werden in Stichen von 3 Tieren aufgelassen. Der sehr kraftstrotzende Flug wird augenblicklich beendet, wenn Hans-Heinrich die Tiere mit Hilfe eines Droppers vom Himmel holt. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schießen die Tauben vom Himmel und landen punktgenau in einem ca. 4 m² großem Kiesbett, direkt vor dem Schlag. Die Flugroller sind wahre Künstler der Lüfte, die verschiedene Figuren zeigen. So z.B. Abrollen schnell oder langsam, Doppelüberschlag, Mühledrehen, oder Kombination von mindestens 2 Figuren (Abrollen, Überschlag, Mühle). Als dritte Rasse fliegt Hans-Heinrich Kelebek. Diese bestrümpften Tümmler werden in kleinen Trupps aufgelassen und fliegen einzeln im Schmetterlingsflug durcheinander in allen Höhen bis zur Unsichtbarkeit. Kelebek stürzen aus allen Höhen mit ausgebreiteten Flügeln um die eigene Achse drehend (Horizontaldrehen) und senkrecht hinunter (Spiralflug), sammeln sich, gehen wieder in Höhe und können dieses Spiel mehrmals wiederholen. Dann warten die Kelebek in einer gewissen Höhe auf den Dropper am Boden, welcher den Flugstich zum Stürzen mit Rechts- und/oder Linksdrehen animiert. Die entsprechende Witterungslage ist im Flugsport genaustens zu beobachten und dann ist da auch schließlich das nicht kalkulierbare Risiko mit den Greifvögeln. Erstaunlich ist, dass alle Tauben sämtlicher Rassen bei Hans-Heinrich unmittelbar nach dem Flug sofort wieder in ihren Schlag gehen. Tägliche Beschäftigung mit den handzahmen Tauben, ausdauerndes Training und ständige Selektion auf die leitungsstärksten Tiere ist erforderlich, um sich an so einem Schauspiel zu erfreuen.
Zum Abschluss versammelten wir uns auf der Terrasse, wurden von Ilse Beecken mit Kaffee und Kuchen bewirtet und ließen den Nachmittag mit Züchtergesprächen ausklingen. Ilse und Hans-Heinrich noch einmal herzlichen Dank für diesen äußerst interessanten Nachmittag.
Text: Volker Niemeyer
Bilder: Marco Rother
Zum vergrößern, dass erste Bild bitte anklicken