Nutzgeflügel-Zuchtverein  Klecken und Umgebung von 1921 
 

Karl-Heinz Weselmann

Karl-Heinz Weselmann kam schon früh mit Geflügel in Berührung. Aufgewachsen ist er im Winsener Ortsteil Luhdorf, die Familie hatte berufsmäßig mit Geflügel zu tun. Die Eltern betrieben einen Geflügelhandel und einer Geflügelschlachterei mit dem Verkauf auf dem Harburger Wochenmarkt. Karl-Heinz begleitete seinen Vater von klein auf an bei den Fahrten über Land zu den Geflügelhaltern, wo die Tiere aufgekauft wurden.

Als kleiner Junge bekam er zu Ostern, statt der üblichen Ostereier, junge Entenküken mit Hauben geschenkt. Verschiedene Taubenrassen und Zwerghühner vervollständigten seinen Tierbestand. Karl-Heinz war zu diesem Zeitpunkt weder Mitglied in einem Geflügelverein, noch betrieb er eine planmäßige Zucht, vielmehr vermehrte er die Tiere und erfreute sich an den unterschiedlichen Formen und Farben. Er war übrigens der Einzige der fünf Geschwister, der sich für Geflügel interessierte.

Erstmalig Kontakt zur Rassegeflügelzucht bekam Karl Heinz als siebzehnjähriger, als plötzlich der allseits bekannte und umtriebige Geflügelhändler und NGZV Mitglied Manfred Bellmann auf dem elterlichen Anwesen in Luhdorf auftauchte und starkes Interesse an den Strasser Tauben zeigte, die er auf dem Scheunendach entdeckte. Auch wenn Manfred verhältnismäßig viel Geld anbot wollte er seine Tauben aber nicht verkaufen. Doch Manfred Bellmann ließ nicht locker. Immer wieder suchte er den Hof in Luhdorf auf und versuchte Karl-Heinz einen Beitritt in den Geflügelzuchtverein schmackhaft zu machen. 1976 trat er dann dem NGZV Klecken bei. Er züchtete seine Hochbrutflugenten mit Haube in anerkannten Farbschlägen und als erste große Hühnerrasse wurden New Hampshire vom Altmeister Fritz Pahl aus Westerhof beschafft. Vor der ersten Ausstellung wurden die Tiere von Günter Harz durchgesehen und der sortierte sämtliche Hähne, wegen schiefer Brustbeine aus. Es war kein Zuchtfehler sondern ein Haltungsfehler. Die jungen Hähne konnten viel zu früh auf zu schmale Sitzstangen die Nacht verbringen und so verformte sich das noch weiche Brustbein. Ein typischer Anfängerfehler, der die gesamte Nachzucht für Ausstellungssaison untauglich machte. 1981 lösten dann die Brakel Hühner in gold die New Hampshire ab, diese waren in der Qualität aber eher mäßig. Günter Harz sah sich regelmäßig die Tiere an und letztlich blieben nur ein Hahn und eine Henne übrig, die dann die Zuchtbasis stellten. Über die Jahre stieg die Qualität der Tiere kontinuierlich an und so folgte dann auch das erste „vorzüglich“ auf der Ausstellung in Klecken.

1990/1991 wurde ein 3.000 m² großes Grundstück am Helmstorfer Ortsrand erworben und mit einem Einfamilienhaus bebaut. Im hinteren Grundstücksteil befindet sich eine Quelle und sorgt natürlich für beste Voraussetzungen bei der Wassergeflügelzucht. Die Brakel und die Hochbrutflugenten, die während der Bauphase nur auf Sparflamme gezüchtet wurden, zogen dann in die Helmstorfer Moorstraße mit ein. 1994 erwarb Karl-Heinz auf dem Pattensener Geflügelmarkt beim Züchter Wilhelm Rabeler aus Dahlem die ersten Landenten mit Haube in weiß. Die Landenten werden heute noch in beachtlicher Qualität von ihm gezüchtet. Das frische Quellwasser sorgt naturgemäß für eine Topkondition, allerdings ist das eisenhaltige Wasser der weißen Gefiederfarbe nicht unbedingt zuträglich, so dass die Landenten auf einem separaten Teich gehalten werden. Langsam wuchsen auch die beiden Töchter heran und wurden Mitglied in der Jugendgruppe des NGZV Klecken. Als kindgerechte Rasse zogen Chabo-Zwerghühner ein. Die Brakel mussten schließlich den Vorwerkhühnern Platz machen, die zu der damaligen Zeit noch sehr selten waren und auf der roten Liste standen. Die Tiere stammten von Heinrich Thomas, der wiederum Bruteier vom mehrmaligen Deutschen Meister Erich Assmann aus Northeim bezogen hatte. Landenten mit Haube, Vorwerkhühner und Chabos haben mittlerweile eine beachtliche Qualität erreicht, die bis heute gehalten und punktuell noch ausgebaut wird. Ein ständiger freundschaftlicher Austausch mit den Spitzenzüchtern Hartmut Renken (Chabos) und Erich Assmann (Vorwerk Hühner), sowie die Mitgliedschaft im Sonderverein der Vorwerkhühner und Chabozüchter, sowie der Vergleich mit anderen Züchtern auf Großschauen, hat das Gefühl für die gezüchteten Rassen geschärft, so dass Karl-Heinz heute ganz genau einschätzen kann, wo er mit der jeweiligen Zucht steht. Derart zielgerichtet, stellten sich die Erfolge letztlich auch ein. Mehrmaliger Vereinsmeister im NGZV Klecken, erfolgreicher Aussteller auf Großschauen in Hannover u.a. Blaues Band, Leipzig und Erfurt und als Krönung Europameister 2012 in Leipzig aus 1,3 Chabos silberweizenfarbig (1x HV 96, 3x sg 95), sind kein Zufallsprodukt. Zukünftiges Ziel ist einmal die Erringung der Deutschen Meisterschaft, an der ehrgeizig gearbeitet wird.

Neben den drei beschriebenen Rassen werden noch Zierenten, die allerdings nicht ausgestellt werden und nur aus Liebhaberei auf einem separaten Teich gehalten werden und als neue Errungenschaft Warzenenten, schwarz-weiss-gescheckt, gehalten. Mit den Warzenenten stellte sich 2019 der erste Erfolg ein, als Karl-Heinz Vereinsmeister in der Sparte Groß- u. Wassergeflügel wurde. Allerdings blieb das nicht die einzige Auszeichnung, auch in der Sparte große Hühner gelang mit den Vorwerkhühner, 2019 das Double.

Karl-Heinz züchtet mit jeweils 1,2 Warzenenten und Landenten mit Haube, drei Stämmen Vorwerkhühnern und diversen Stämmen Chabos, die teilweise 1,1 gehalten werden. Er hat zwei eigenen Brutmaschinen in Betrieb und macht bei den Hühnern in der Regel zwei zeitlich unterschiedliche Bruten.

Beim NGZV Klecken wurde Karl-Heinz nach dem Tod von Friedrich-Wilhelm Sander zum Zuchtwart für Hühner und Zwerghühner gewählt und führt das Amt mit großer Leidenschaft aus. Besonders Neueinsteiger und Hühnerhalter finden bei ihm immer ein offenes Ohr. Für die altgedienten Züchter bereichert er jährlich die Versammlungen mit Fachbeiträgen

Karl-Heinz hat die Geflügelzucht von der Pike auf gelernt und dabei den ein oder den anderen Fehler selbst machen müssen, weil zu damaliger Zeit vielleicht kein Zuchtfreund zur Verfügung stand, der ihm wertvolle Tipps hätte geben können. Umso authentischer sind heute seine Tipps in der Beratung von Neueinsteigern und sein fachlicher Austausch mit altgedienten Züchtern.

 

Text und Bilder: Volker Niemeyer

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