Nutzgeflügel-Zuchtverein  Klecken und Umgebung von 1921 
 

Kurt Bromm

Kurt Bromm wurde in Ostpreußen geboren und verlebte hier die ersten Jahre seiner Kindheit. Hier wohnte er mit seiner Mutter in der Stadt, war aber meistens bei seinen Großeltern, die ca. 20 km auf dem Dorf wohnten. Dort hatte er seinen ersten Hund und einige Schafe und es hat ihm bei den Großeltern damals viel besser gefallen, als in der Stadtwohnung. Im Krieg ist die Familie dann, wie die meisten anderen auch, nach Westen geflohen und in Dithmarschen bei einem Bauern, genauer gesagt in Büsum – Osterdeichstrich, untergekommen. Von nun an lebten sie in Dithmarschen. 

Der Bauer hatte neben vielen Ochsen, auch eine Menge Tauben, sogenannte Feldflüchter, die unter dem Scheunendach brüteten und sich das Futter auf dem Hof und auf den Feldern der näheren Umgebung suchten. Eines Tages hat Kurt eine junge Taube, die aus dem Nest gefallen war, zwischen den Ochsen entdeckt. Diese Taube hat er dann in einen Kaninchenstall gesetzt und von Hand aufgezogen. Nachdem sie ausgewachsen war, hat er eine zweite Taube dazu genommen und so hatte er sein erstes Zuchtpaar. So begann seine lebenslange Liebe zu den Tauben. Bis zur Lehre hat Kurt seine Feldflüchter betreut. Von seinem Lehrmeister, einem Schuhmacher und Brieftaubenzüchter, bekam Kurt dann Brieftauben, die die Feldflüchter abgelöst haben. Auch den ersten richtigen Taubenschlag hat er vom Lehrmeister erhalten. Das war ein maroder Hühnerstall, der abgerissen werden sollte. Der untere Bereich, wo Spritzwasser hinkam, war nicht mehr zu gebrauchen und wurde abgesägt. Das Oberteil beförderte Kurt mit einem 17er Lanz Bulldog nach Hause nach Osterdeichstrich. Einen Führerschein hatte er nicht, das hat damals niemanden interessiert, weil nur die wenigsten einen Führerschein hatten. 

Später ist Kurt nach Hamburg gezogen, da war für Tauben keine Möglichkeit mehr. Nach seiner Heirat zog er erst nach Maschen und dann weiter nach Nenndorf. Hier bestand endlich wieder die Möglichkeit, einen Taubenschlag errichten zu konnte. Sofort zogen die eisfarbigen Damascener bei ihm ein, die Kurt zu damaliger Zeit unheimlich gut gefielen.

Kurt interessierte sich naturgemäß für Geflügel und besuchte auch in der Zeit, wo er keine Tauben hatte, die umliegenden Schauen regelmäßig als Zuschauer. So waren ihm die Vereinsschauen des NGZV Klecken, die damals noch abwechselnd in Hittfeld und in Klecken stattfanden, bestens bekannt. Erich Jaeschke aus Nenndorf, der mitbekommen hatte, dass neben vielen Brieftaubenzüchter auch jemand Damascener in Nenndorf hielt, war es schließlich, der Kurt animierte, sich dem Klecker Verein anzuschließen. Er hat nicht lockergelassen und Kurt immer wieder angesprochen, denn wer so gute Rassetauben hat, der musste nach Erich Jaeschkes Meinung auch in einen Geflügelverein eintreten. Recht schnell wurden dann auch die ersten Ausstellungen beschickt. Auch hier war Erich Jaeschke wieder der Antreiber und sorgte dafür, dass Kurt erstmals seine Tauben zur Ausstellung anmeldete. Dass dieses gleich die VDT Schau in Verden war, veranlasste bei Kurt schon weiche Knie, doch am Ende konnte er mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein. Nach der VDT Schau hatte Kurt Blut geleckt. Weitere Schauen folgten und es dauerte nicht lange, da ist er auch dem DCD Sonderverein (Damascener Club Deutschland) beigetreten. Dann nahm das so seinen Lauf. Jede Sonderschau von Nürnberg bis nach Neumünster wurde besucht. Dazu natürlich auch immer die VDT Schau, die Klecker Ortsschau und einige Schauen in der näheren Umgebung. Durch konsequente Zuchtbuchführung hatte Kurt bald seine Linie und stetigen Erfolg. Aber es gab zu dieser Zeit einen Züchter, der über allen anderen stand und reihenweise Spitzentiere zeigte. Und es war wieder Erich Jaeschke, der Kurt Bromm riet, unbedingt ein Paar Damascener von Hans Reiner Plander zu erwerben. Auf der nächsten Sonderschau ergab es sich, dass beide sich beim Einsetzen über den Weg liefen. Kurt fragte dann ganz vorsichtig an, ob es wohl möglich sei, ein Paar Damascener von Plander zu erwerben. Herr Plander sagte dann: ‚Ja, warum nicht. Schreiben Sie mir einfach eine Postkarte, ich habe zu Hause schon einen ganzen Stapel (dann zeigte er mit beiden Händen die Dicke des Stapels an) und dann kommt ihre Postkarte ganz nach unten. Somit war für Kurt klar, dass es mit den Plander Damascenern erst einmal nichts wird. Später hat Kurt dann auf einer Feier einem Zuchtfreund vom Sonderverein davon erzählt und aus einer Bierlaune heraus gesagt: „Der Plander wird noch mal auf Knien vor mir betteln, dass ich ihm ein Tier von mir abgebe“. Einige Jahre später fand in Wolfenbüttel eine Sonderschau statt. Die Schau war zweireihig aufgebaut, wobei die untere Reihe ziemlich tief stand. Als Kurt sonntags zur Schau kam, wurde er schon am Eingang von Herrn Plander abgefangen. Dieser lotste Kurt direkt zu den Täubern. Kurt hatte zwei Jungtäuber, die Brüder waren, ausgestellt, die beide hoch bewertet wurden. Da der untere Käfig so tief stand, ging Herr Plander dann auf die Knie und bettelte Kurt an, dass er ihm das Tier doch verkaufen möge. Kurt wollte erst den Spruch mit der Postkarte machen, hat es sich aber im letzten Augenblick doch verkniffen. Verkauft hat er ihn den Täuber aber nicht, da er zur Zucht verplant war. Auf die Frage, ob der Erfolg planbar ist, hat Kurt folgende Ratschläge parat: „Auf jeden Fall sollte man wissen, woher die Tauben stammen. Zuchtbuchführung ist eine absolute Notwendigkeit. Auch habe ich alle meine Bewertungskarten heute noch aufgehoben. Bei Rückschlägen darf man nicht sofort die Flinte ins Korn werfen und sich eine neue Rasse suchen. Es dauert mindestens drei bis vier Jahre, ehe man mit den Feinheiten einer Rasse vertraut ist.“ 

Doch irgendwann kam das Ende der erfolgreichen Damascener Zucht. Kurt hatte immer den Anspruch, seine Tauben im Freiflug zu halten. Die Greifvogelpopulation wurde allerdings immer dichter und die Verluste bei seinen Tauben immer größer. Er hat dann noch versucht, die Damascener auf Flugleistung zu selektieren, als Gegenstrategie zu den häufigen Greifvogelattacken. Am Ende hatte er seine Tauben so weit, dass sie im Schwarm 28 Minuten am Stück flogen. Die Verluste nahmen aber weiter zu und so hat er sich dann entschlossen, die Damascener Zucht aufzugeben. 

Doch so ganz ohne Tauben, das ging bei Kurt Bromm natürlich nicht. In der Geflügelbörse hatte er von der Deutschen Flugkastenmeisterschaft in Parsberg/Bayern gelesen und ist da dann spontan hingefahren. Ausrichter war damals Albert Ferstel. Diese Veranstaltung hat Kurt so gut gefallen, dass er gleich eine ganze Woche in Bayern geblieben ist. Von da an hat er sich mit Birmingham Roller beschäftigt und ist auch Mitglied im DFC (Deutscher Flugroller Club) geworden. Die Roller hatten eine unglaubliche Reproduktionsrate. Leider hatte er aber auch immer Tiere dabei, die so aufgedreht haben, dass sie dann überrollten. Die haben einfach nicht aufgehört zu rollen, bis sie dann unten auf der Erde ankamen. Verletzungen und Todesfälle eingeschlossen. Das hat Kurt gestört, so dass er sich zwangsläufig nach einer andern Flugtaubenrasse umgesehen hat. 

Nach den Rollern kamen die Adana Wammentauben, die er von Hans-Heinrich Beecken bekommen hatte. Die Adana sind Sturzflugtauben und werden in der Regel in Dreierstichen aufgelassen. Sind sie in der gewünschten Höhe, gibt man das Zeichen (Droppen) zum Stürzen. In einem fast 90°-Winkel stürzen die Wammen mit angelegten Schwingen in atemberaubendem Tempo der Erde zu, erzeugen ein stark pfeifendes Geräusch, um sich knapp über dem Boden abzufangen. Als Jungtauben werden die Tiere an einen Dropper gewöhnt. Nachdem der Dropper gezeigt wird, gibt es immer Futter. Geflogen hat er seine Adana nicht vom Flugkasten, sondern vom Heimatschlag aus. Der Wertungsrichter kommt dann zum Züchter nach Hause und bewerte den Flug. Für Kurt war es immer wichtig, dass verschiedene Wertungsrichter die Flüge abgenommen haben. Kurt hat 1997 seine ersten Flugabnahmen mit wechselnden Wertungsrichter gehabt. Die Tiere müssen natürlich gut trainiert sein. 2002 und 2004 ist er Europameister geworden (EFU) und mehrmals Deutscher Meister (DFC Champion). Europaweit sind besonders die Tschechen und Kroaten mit ihren Tauben stark im Kommen.

Dass die Tauben ein gutes Futter erhalten, ist für Kurt selbstverständlich. Seiner Meinung nach kann nur derjenige Höchstleistung erbringen, der ausgewogen ernährt wird. Und so schwört Kurt auf ein und Reise Futter, welches er ganzjährig verfüttert. Grünfutter und Grit stehen ständig zur Verfügung. Je eine prophylaktische Kokzidienkur im Herbst und im Frühjahr werden durchgeführt, weitere Medikamentengaben schließt Kurt aus. 

Und wie sieht es heute in der top gepflegten Zuchtanlage von Kurt Bromm aus? Nach wie vor hält er die Adana Wammentauben und trainiere regelmäßig die Jungtiere. Er hat allerdings die Zucht von ehemals 8 Paaren auf 4 Paare reduziert. Wertungsflüge macht er nicht mehr, erfreut sich aber immer noch an dem rasanten Flugstil seiner Adana. 

Natürlich ist er auch heute noch Mitglied im NGZV Klecken und besuche jedes Jahr die Schau. Die Klecker Schau mit der großen Ziergeflügelhalle und den immer wechselnden Sonderpräsentationen ist schon etwas ganz Besonderes im norddeutschen Raum, so Kurt Bromm. Außerdem trifft er auf der Ausstellung immer alte Zuchtfreunde, mit denen er dann klönen kann.

Text und Bilder: Volker Niemeyer

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